Who was/is Zatopek ? - CDs, Vinyl LPs, DVD and more

Zatopek

Uwe Arens (b) 
Matthias Düwel (sax) 
Dorothee Gercke (voc) 
Jürgen Mann (g) 
Peter Friedrich Stephan (sax, key) 
Stephan Schwietzke (sax) 
Jon Stöckemann (dr) 
Borries von der Bussche (perc) 
Sven Regener (flh)

Sie machten "moderne Volksmusik zum wilden Abtanzen und wurden die Überraschung der Konzertsaison" ('Tip'). Dabei gelang der Gruppe Zatopek grandios die Verbindung von Experimentierlust und Kreativität mit einem instrumentalen Können auf höchstem Niveau jedes einzelnen Musikers, eine stark rhythmisch geprägte Mischung aus Punk und Jazz. Da trafen musikalischer Anspruch, innovative Originalität und großer Unterhaltungswert aufeinander. "Wir wollen Kraft, Liebe, Spaß und die Leute ohne Verdummung glücklich machen. Damit unterscheiden wir uns von der modernen Schlagermusik. Wir übernehmen nicht die einfachen Klischees, sondern wählen Extreme, die wir verarbeiten. Im Prinzip ergibt das eine moderne Volksmusik, aber eine zum Abgehen" (v.d. Bussche). Die neunköpfige Berliner Band benannte sich 1981 nach dem erfolgreichen tschechischen Langstrecken- und Marathonläufer und Olympiasieger Emil Zatopek (+ November 2000), der wegen seines unermüdlichen Laufstils mit lautem Schnaufen 'Lo- komotive' genannt wurde. Dessen spezieller Laufstil stand durchaus – im übertragenen Sinn – im Zusammenhang mit der schrägen und unorthodoxen Musik der Gruppe. Die Ausdauer des Laufathleten stand allerdings konträr zum Durchhalte- vermögen der Band.

Dazu hatte Peter Stephan per Zeitungsannonce im Herbst 1981 in den Kontaktanzeigen Mitmusiker für ein "Avantgarde/Jazz/Punk-Projekt" gesucht, bei dem er "mehr Jazzgedanken im Kopfe hatte, aber sehr unkonkrete" (Stephan). Peter Stephan und sein Freund,derPercussionistBorriesvonder |93 Bussche hatten gemeinsam die Creative Music Studio-Jazzschule in Woodstock in den USA besucht. Hier hatten sie mit Jazzgrößen studiert und waren von der New Yorker Punk-Jazz-Szene mit The Lounge Lizards, James Chance und James 'Blood' Ulmer fasziniert. Auch von der Bussche dachte – ebenso wie Stephan – in dieser Phase der Gründung "mehr an so Sachen wie Ornette Coleman oder Shan- non Jackson" (v.d. Bussche).

Die beiden möglichen Zatopek-Mitstreiter Jürgen Mann und Uwe Arens hatten vorher mit Gi- tarren, einer Bontempi-Orgel und billiger Elektronik experimentiert, waren von der New Yorker New-Wave-Szene inspiriert und wollten allerdings ausschließlich Punk machen. Während sie so langsam komplett wurden, hatten sie "ständig herum- probiert und improvisiert. Da hatte jeder das eingebracht, was er vorgedacht hatte, zum Teil skurrile Sachen. Was wir heute machen ist also die Summe aus allen acht Leuten" (Stephan). Im Mai 1982 standen Zatopek in der Besetzung Uwe Arens, Matthias Düwel (eigentlich Maler), Dorothee Gercke (dessen Freundin), Jürgen Mann, Peter Stephan, Stephan Schwietzke (Mekanïk Destruktïw Kommandöh), Jon Stöckemann, Borries von der Bussche und Sven Regener bei ihrem Debüt-Auftritt in der ausverkauften Music Hall Berlin vor ca. 300 Besuchern. Sowohl das Publikum als auch die anwesenden Medienvertreter waren hellauf begeistert. "Mit solch einer Begeisterung hatten wir nicht gerechnet. Das hat uns mitgerissen" (Stephan). Der Erfolg und die Reaktionen sprachen sich in Windeseile herum und kurz darauf traten Zatopek im Vorprogramm der US- Jazz-Funk-Band Defunkt aus New York beim 'Funk-Fest' vor 1.500 Leuten im Berliner Metropol auf. Der SFB richtete dieses Konzert aus und sendete beide Konzerte. Für Zatopek begann eine kleine Rundreise durch deutsche Großstädte.

Sie spielten bei den 'Musikwochen' in Hamburg und in der Alabama Halle in München bei der Veranstaltung 'Zünd-Funk' vom Bayeri- schen Rundfunk (mit den Fehlfarben). 94| Der Enthusiasmus, der der Gruppe vorauseilte, blieb auch der Plattenindustrie nicht verborgen, und so unterschrieb die Gruppe bereits 1982 einen Plattenvertrag. Das im Januar 1983 veröffentlichte selbstbetitelte Debüt-Album war unter der Regie von Ekki Schädel (von den Schädel Brothers) entstanden und enthielt Songs von "erfrischender Direktheit und sym- pathischer Respektlosigkeit" (Presseinfo). Der von Bert Kaempfert komponierte und von Frank Sinatra 1966 zum Welterfolg geführte Song Strangers In The Night war mit wildem Großstadtsound und Zirkusbläserfanfaren arrangiert worden. Der Titel Mord + Totschlag klang wie eine neue Titelmelodie einer Krimiserie, und hinter dem Stück Ach wie gut (daß ich nicht Beichten geh') verbarg sich ein dadaistisches Wortspiel auf hartem Tanzrhythmus mit Gitarrensolo, das an Hank Marvin (ex-Shadows) erinnerte.

War schon das Publikum begeistert, erregte das Debüt auch in der Musikpresse große Aufmerk- samkeit. Ihr "Gemisch aus Punk, Jazz, Marschmusik und schrägen Faschingsklängen" ('Pop') war "hochexplosiver Spreng- stoff, Rock-A-Billy-Fetzen, Free-Jazz, Pogo, Bebop, Hard Rock, eine unverschämte Mischung, wie sie außer diesem wilden Kreuzberger Haufen niemand bei uns besser bringt" ('Bravo'). In diesem wilden Musik-Gebräu irrte die Stimme von Sängerin Dorothee Gercke, die nicht sang, sondern nur ihre "Stimme rausließ" (Gercke) – teilweise in Phantasiesprache, mit Wort- fetzen, ironisierten Opernkoloraturen, Glucksern, Kieksern und eingestreuten Artikulationen...

Burghard Rausch 

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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)

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