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Liedermeier (Helmut Meier)

"Ironisch-bissige Stimme des Volkes" ('Föhr & Amrumer Nachrichten')

Seit Anfang der 70er Jahre steht Helmut Meier auf der Bühne: zunächst als Musiker und Liedermacher, später sowohl als Kabarettist als auch mit Kinderliedern auf Tournee. Seine ersten Alben veröffentlichte der Duisburger als Liedermeier, bevor er mit Uli Masuth das Duo Meier Plus gründete. Heute tritt der Sänger und Gitarrist solo unter dem Namen MEIER mit einem Kabarett- und Songprogramm auf, in dem es um "Zweifel, Lügen und die ganze Wahrheit" geht. "Gern pirscht sich MEIER auf leisen Sohlen heran, liebt es poetisch zart und dann doch mal wieder rockig und laut, nie zynisch, dafür stets einfühlsam, und bleibt selbst als Prolo noch irgendwie liebenswert", hieß es im Programmheft zum Nürnberger 'Bardentreffen' 2001.

Die meisten seiner frühen Lieder drehen sich um die soziale Situation seiner Heimat im Ruhrgebiet, so auch das Lied von der Eisenbahnsiedlung, einer kurz vor dem Ersten Weltkrieg entstandenen Wohnsiedlung für Eisenbahner zwischen Rheinhausen (heute Duisburg) und Uerdingen (schon lange Krefeld), die wie so viele andere Wohn- und Industrieansiedlungen auf der grünen Wiese entstanden, einen Kilometer vom Rhein (linksrheinisch) entfernt. "Durchaus ähnlich den Zechenhaussiedlungen des Ruhrgebiets nahe am Arbeitsplatz der Bewohner gelegen: ein Verschiebebahnhof. Hier wurden Güterwaggons zu Zügen zusammengestellt, rangiert, Züge ge- und entkoppelt, ein lautstarker Vorgang. Mittelpunkt der Siedlung war das sog. 'Bahnwasserwerk', nichts anderes als ein Wasserturm zum Befüllen der Dampfloks. Das Gelände der Eisenbahnsiedlung umfasste vielleicht 800 bis 1000 Wohnungen bzw. kleine Häuser. Nur ca. drei Kilometer vom Krupp-Gelände in Richtung Rheinhausen entfernt, zwei Kilometer in Richtung Krefeld von Bayer und gerade durch den Rhein von den Mannesmann-Hochöfen und einer Bleihütte gegenüber getrennt, konnte man sich als Bewohner schnell von der Industrie eingekesselt fühlen. Aber in dem schmalen Streifen zwischen Siedlung und Rheinufer, noch ein wenig vergrößert durch eine Halbinsel, entstand zwischen dem Krupp-Hüttenwerksgelände und Bayer ein Naturschutzgebiet." Über dieses Gebiet schrieb Helmut Meier alias Liedermeier 1986 den Titel Sommermorgen, den er im darauf folgenden Jahr auf der Single Ein bißchen als B-Seite in gekürzter Version veröffentlichte, bevor er – in anderem musikalischen Arrangement – 1988 komplett auf der LP/CD 'Herzschlag' herauskam.

"Der Verschiebebahnhof entwickelte sich in den 1950ern zum größten Europas. Als ich 1983 mein erstes Wohngemeinschaftsexperiment bei Kervenheim am Niederrhein beendete, um näher bei und überhaupt mit meinen Kindern leben zu können, da hatte die Bahn gerade beschlossen, den Bahnhof umzustrukturieren. Arbeiter zogen der Arbeit hinterher, es wurden Wohnungen frei. In einem in den 50er Jahren gebauten Mehrfamilienhaus fand ich eine Wohnung für Daniel, Christopher und mich. Ich habe dort nur zwei Jahre gelebt, aber ich konnte mich diesem Gegensatz zwischen Naturschutzgebiet und fast dörflich isolierter Wohnsiedlung einerseits und hör- und sichtbarer Industrie andererseits nicht einen Tag entziehen. Es gab eine kleine 'Künstlerszene', die damals dort Wohnraum fand, die meisten blieben, wie ich, nur kurze Zeit. Die Szenekneipe ist verschwunden, aber mittendrin steht immer noch der umgebaute Wasserturm, der jetzt Harald Jochums, dem Architekten, gehört, und der drei irre Wohnungen, ein Büro und einen ungenutzten Wassertank enthält. Hier habe ich Dirk Soboll, den Fotografen, und Friedhelm Pottel, den Bluesmusiker kennengelernt, Leute, mit denen ich heute noch zu tun habe. Wenn ich als Neu-Hamburger an Rheinhausen denke, dann gehört die Eisenbahnsiedlung für mich unbedingt zu meinen 48 hier verlebten Jahren: Sie ist wie ein Sinnbild des Schnittpunktes zwischen ländlicher Idylle und Industrie, zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet – die Eisenbahnsiedlung liegt an der Grenze des Ruhrgebiets und symbolisiert geradezu meine Heimat: StadtLandFluß, mit allem was dazugehört. Statt von der Siedlung aus nach Krefeld zu fahren, braucht man mitten im Bayer-Gelände nur rechts abzubiegen: Schon fährt man Richtung Moers, Richtung Xanten, Richtung Kleve … und sieht schon nach ein, zwei Kilometern die niederrheintypischen Dörfer und Kleinstädte mit ihren holländisch angehauchten Straßen und Häusern."

Eisenbahnsiedlung, schon 1983 entstanden und erst drei Jahre später auf der LP 'Balance' veröffentlicht, platzierte sich mehrere Monate lang in der noch jungen 'SWF-Liederbestenliste'. Über viele Jahre wurde dieses Lied bei Helmut Meiers Konzerten als Zugabe verlangt, "bis ich mich schließlich weigerte. Danach habe ich es nur noch äußerst selten angestimmt, obwohl ich es mochte, weil es eines meiner wenigen Mandolinen-Stücke war. Als ich im September 2006 mein 25-jähriges Profi-Bühnenjubiläum in Moers gefeiert habe – mit vielen alten und neuen Kollegen und einem wunderbar gemischten Publikum –, da haben wir nur alte Stücke gespielt. Die 'Eisenbahnsiedlung' fehlte, und es hat auch niemand mehr danach gefragt. Vielleicht weil der Verschiebebahnhof weg ist? Ein kleiner Containerbahnhof ist fast zu übersehen. Vielleicht weil Krupp Rheinhausen der Vergangenheit angehört?"


Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.4, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.4-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html

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