Who was/is Trude Herr ? - CDs, Vinyl LPs, DVD and more
TRUDE HERR
ICH WILL KEINE SCHOKOLADE
"Ohne Freiheit bin ich fast schon wie tot!"
heisst es in einer Strophe des 1987 aus Anlass ihres Abschieds von Köln aufgenommenen Liedes Niemals geht man so ganz. Diese Zeile hat Symbolkraft für das intensive und exzessive Leben des Kölner Multitalents. Trude Herr war nicht nur Schauspielerin und Sängerin, Texterin und Regisseurin. Die am 4. Mai 1927 in Köln als 3. Kind einer Arbeiterfamilie geborene "Duse der Südstadt", wie sie der Regisseur Klaus Flimm einmal liebevoll charakterisierte, war mehr und konnte mehr.
Ihre Auftritte als dickliche Ulknudel in den oft klamaukhaften und naiv-komischen Filmen der fünfziger und sechziger Jahre, wie 'Die ganze Welt ist himmelblau', 'Tante Trude aus Buxtehude', 'Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett' oder 'Unsere tollen Tanten in der Südsee' an der Seite von Stars wie Heinz Erhardt, Caterina Valente, Conny Froboess, Peter Kraus und vielen anderen machten sie bundesweit dem grossen Publikum bekannt, wurden ihren breitgefächerten künstlerischen Talenten aber nicht gerecht. Ihr Schlagerdebut 1959 Ich will keine Schokolade war ein weiterer Schritt auf Trude Herrs Weg zur nationalen Berühmtheit.
Schon als Kind hatte 'Tutti', wie sie von Eltern, Geschwistern und Freunden genannt wurde, nur einen Wunsch: Sie wollte Schauspielerin werden. Das Talent, so heisst es, erbte sie von der Mutter, die hungerte, um sich Karten für das Opernhaus kaufen zu können. Die kleine Trude, ein niedliches pausbäckiges Mädchen mit dunklen Haaren, machte sich schon in ganz jungen Kinderjahren aus Gardinen passende Kostüme, zog dazu die hohen Schuhe ihrer Mutter an und spielte drauflos. Die Kinder der Nachbarschaft waren ihr Publikum, die mitzuspielen hatten, wenn 'Tutti' es so wollte. Wer nicht mitmachte, bekam Ärger.
Trude Herr wusste schon damals, was sie wollte. Oder besser gesagt, was sie nicht wollte - nämlich konventionell und angepasst sein. Ein typischer Wesenszug, der sie zeitlebens prägte und der ihr nicht nur Freunde gemacht hat."Dat Pummel", wie man sie in Köln nannte, machte keine Kompromisse und scheute keine Konflikte. Wer vor ihr bestehen wollte, musste ihren Respekt erwerben. Ihr Privatleben verlief auf eine fast schon demonstrative Weise unkonventionell.
Nach dem Besuch der Volksschule - mehr konnten die Eltern ihr und ihren beiden Geschwistern aus finanziellen Gründen nicht bieten - besuchte sie gegen den Willen des Vaters die Schauspielschule in Düsseldorf. Dort legte sie 1947 ihre Schauspielprüfung ab.
Das erste Engagement fand sie auf eine Annonce in der Tageszeitung als Statistin beim 'Theater am Vorhang' in Aachen, ein auch nach heutigen Masstäben durchaus anspruchsvolles Wandertheater, das in den ersten Nachkriegsjahren sozusagen in kultureller Mission über die Dörfer der Eifel und des Niederrheins zog.
Trudis nächste Bühnenstation wurde nach den Wanderjahren das Millowitsch-Theater in ihrer Heimatstadt Köln. Selbstbewusst wie sie nun einmal war, sprach sie bei Willy Millowitsch vor, der sie vom Fleck weg, zunächst jedoch für kleinere Rollen, zum Beispiel in dem Stück 'Die Heinzelmännchen von Köln', engagierte. Ihre markante Stimme hatte es ihm besonders angetan. "Trudchen lass dat Kölsch weg. Dann versteht dich janz Deutschland", gab ihr Kölns Volkstheater-Legende mit auf den Weg. "Sie war jut", erinnerte er sich später, "deshalb han ich se jenomme.Wir haben viel Spass zusammen gehabt. Aber sie war auch sehr eigenwillig und wusste immer genau, was sie wollte."
Zwei Dinge sind unbestritten: Trude Herr hatte ein unglaubliches komisches und komödiantisches Talent, und sie arbeitete hart an sich. 1949, ein Jahr nach der Währungsreform, gründete die unternehmungslustige, durch nichts zu bremsende junge Schauspielerin zusammen mit Gustl Schellhardt, einem Schauspieler, Regisseur und sehr talentierten Stückeschreiber, dem sie bei Millowitsch begegnet war, ihr eigenes Theater - die 'Kölner Lustspielbühne'. Dieses überwiegend auf Begeisterung und Euphorie, weniger nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgerichtete Experiment ging schief. Genauer gesagt: Die künstlerischen Blütenträume der beiden welkten auf einem Schuldenberg. Mutter Agathe und Schwester Agi mussten aushelfen.
Schellhardt, der sie künstlerisch formte, Lieder und Sketche für sie schrieb, verdingte sich fortan als Nachtportier. Die von der selbstverschuldetenTheater-Pleite absolut unbeeindruckte Schauspielerin nahm einen Job als Barfrau in der 'Barberina', einem nicht ganz feinen Lokal der Domstadt an. So jedenfalls beschreibt es der Kölner Publizist und Freund der Künstlerin, Gerard Schmidt, in der 1991 erschienenen Biografie 'Trude Herr - Ihr Leben'.
Nach einigen Jahren ohne Bühnenauftritte, aber um nicht ganz unwichtige Lebenserfahrungen reicher, die sie in der 'Barberina' sammeln konnte, entdeckte die inzwischen zu einem kleinen runden Pummelchen gewordene Trude, damals bereits exzessive Raucherin, 1953 eine völlig neue Bühne - den Kölner Karneval.
Trud Herr Ich will keine Schokolade
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