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Wilhelm Bendow & Paul Morgan

Unterkriegen ließ sie sich nie, die tuntige Knall-Charge des Zwanziger-Jahre-Kabaretts, die die Kollegen liebevoll “Lieschen” nannten. Eigentlich hieß er Wilhelm Emil Boden und stammte aus Einbeck, wo sein Vater eine Bierbrauerei betrieb. Lange hat er geschwankt, ob er Theologie, Botanik oder gar nichts studieren sollte – nach reiflicher Überlegung, so bekannte er später, habe er sich für letzteres entschieden. Und wurde Kabarettist. Wilhelm Bendow (1884–1950) war schon bei der “Wilden Bühne” und bei der “Rampe” dabei, hatte in Charell-Revuen, bei Nelson, im “Kabarett der Komiker” und in der “Scala” gespielt, war im eigenen “Tü-Tü” und im “BBB” (Bendows Bunte Bühne) umjubelt worden, bevor er auch im Film den Typ des schrulligen Einzelgängers verkörperte, der sich hinter der Tarnkappe des Naivlings über seine Umwelt und die Zeitläufe lustig machte.

Zu seinen Glanznummern gehörten Tucholskys politisierender Schaubuden-Monolog “Die tätowierte Dame” und die Doppelconferencen, die er zusammen mit Paul Morgan (1886–1938) entwickelt hatte. Eine davon, die “Rennbahngespräche”, erlebte nach vier Jahrzehnten ein spätes Comeback, als der Sketch mit Bendows alberner Stereotyp-Phrase “Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn?”, von Loriot als Cartoon-Comic aufbereitet, über die Fernsehmonitore flimmerte. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs steckten ihn die Nazis noch in ein Arbeitslager – wegen einer Pointe. In einer Szene, in der er einen Schiffbrüchigen spielte, der hofft, daß endlich Land in Sicht kommt, hatte er 1944 laut darüber nachgedacht, ob die Deutschen eigentlich noch zu retten seien. Sein Sketch-Partner Morgan war bereits 1938 im Konzentrationslager Buchenwald umgebracht worden.

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