Who was/is Willy Prager ? - CDs, Vinyl LPs, DVD and more
Willy Prager
Die Welt als Warenhaus – das ist das Thema der Spoliansky-Revue, die 1928 auf der Kabarettbühne Maßstäbe setzt und zum Renner wird. Was da in der Luft liegt mit all der Sachlichkeit und Stachligkeit, all dem Idiotischen und Hypnotischen, ist die moderne Betriebsamkeit einer Konsumgesellschaft und der Wunschtraum von der Käuflichkeit des Glücks. Und alle spielen mit: Verkaufsdirektor und Personalmanager, Angestellte und verwöhnte Kunden. Etwas abseits, an der großen Drehtür, macht sich der Portier so seine Gedanken über rauhe Wirklichkeit und schöne Träume, über das, was ist und das, was sein sollte: “Ich weiß, das ist nicht so, ich weiß, das kommt nicht so, ich weiß, das wird nie sein, aber machen Sie was dagegen: Ich bild mir das ein!”
Die Vorstellung ist aber auch zu schön, daß sich alles zum Besseren wenden könnte: berufliches Fortkommen, die gerechte Aufteilung der Güter zwischen Arm und Reich und die Hoffnung, daß die Weimarer Republik endlich zur Republik werden könnte, die diesen Namen auch verdient. Der Text wurde im Laufe der Zeit immer wieder aktualisiert und mit Spitzen auf Theaterbetrieb und Prominente – wie hier auf den linksengagierten Regisseur Erwin Piscator – versehen. Fritz Grünbaum dichtete sich für seine Kabarettauftritte die folgende Strophe ins brancheneigene Stammbuch: “Das Kabarett ist mein Ruin, sang mal ein Conferencier aus Wien, der leider nicht mehr unter uns. Doch lebten von ihm Hinz und Kunz. Und Hinz und Kunze, Braun und Rot erzähl’n, das Kabarett wär tot.
Ich weiß, das ist nicht so, ich weiß, das kommt nicht so. Ich weiß, das wird nie sein, aber machen Sie was dagegen: Die reden’s uns ein!” Willy Prager (1877–1956), der seine Wunschträume gespielt harmlos-naiv vorträgt, ist ein Kabarettist der alten Schule. Er stand schon zur Kaiserzeit als Conferencier in Nelsons “Chat noir” auf der Bühne, spielte und schrieb Filme, Operetten und Revuen. Nach Hitlers Machtübernahme erhielt er Auftrittsverbot, trat noch eine Zeitlang für den Jüdischen Kulturbund auf und tauchte dann unter. Er überlebte in Berlin.
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Geschichte des deutschsprachigen Kabaretts
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