Who was/is Paul Graetz ? - CDs, Vinyl LPs, DVD and more
Paul Graetz
Die Zeichen stehen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs auf Veränderung und Neubeginn. Der Kaiser war gegangen worden, der Zensor auch – nun kann die freche Muse mit der scharfen Zunge endlich eine Lippe riskieren.
Gute Zeiten fürs Cabaret, das sich nun – politisch-literarisch sollte es sein, unsentimental und ironisch, oppositionell und zeitkritisch – längst mit hartem K schreibt: Kabarett. Man hat sich was zu sagen. Den Anfang macht das Berliner “Schall und Rauch”, das Max Reinhardt im Keller seines Großen Schauspielhauses einrichten läßt. Der Theatermann setzt auf junge Autoren wie Walter Mehring, Kurt Tucholsky und Klabund. Auch als Mann am Klavier hat er sich einen Newcomer ausgeguckt. Er heißt Friedrich Hollaender (1896-1976), ist Anfang zwanzig und gießt die neuen Texte in eine neue musikalische Form. Eins der neuen Kabarett-Talente ist der Reinhardt-Schauspieler Paul Graetz (1890–1937). Hollaender ist wie Tucholsky und Mehring fasziniert von dieser berlinernden Schnodderschnauze: “Paule ist in Stimmung... der wird jetzt nur mal so improvisieren.
Aus dem Stegreif. Zieht sich eine aus Luft gemachte Chauffeurkappe schief übers Ohr und verpaßt als Berliner Taxichauffeur einem Fahrgast aus der Provinz eine Lektion über unsre große neue Republik –, hab ick Republik jesagt? Entschuldjen Sie das harte Wort... So geht der frei erfundene Monolog für eine halbe Stunde, pausenlos, Pointe auf Pointe. Einer schreibt mit. Tucholsky.” Notizen macht sich auch Walter Mehring (1896–1981), der für Graetz zur Hollaender-Melodie das expressive Zeitgefühl des frühen Nachkriegs-Berlin in rasante Stakkato-Verse preßt, Verse, die das pulsierende Leben der Großstadt-Metropole wiedergeben. “Heimat Berlin” nennt Mehring seine Nummer oder noch genauer: “Berliner Tempo”. Die Refrainzeile “Mit der Hand übern Alexanderplatz“ wird zum geflügelten Wort.
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Geschichte des deutschsprachigen Kabaretts
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